Ja, es ist schon ein paar Monate her seit dem letzten Beitrag. Und die Fotos hier sind auch schon veraltet. Riekes Haare wachsen wieder, und zwar sehr schnell und reichlich. Aber bevor es soweit war haben wir im Sommer noch ein Shooting mit Glatze gemacht, denn die Gelegenheit wollten wir nutzen. Und die Zeitspanne war kurz, denn mit dem Ende der letzten Chemo erholte sie sich schnell. Die Medikamente wurden runtergefahren und schon kam der berüchtigte Flaum. Wenn man genau hinsieht kann man ihn auf den Fotos auch ab und zu erkennen. Sie mußte zwar danach doch noch durch die Bestrahlung, das war nicht schön, aber das war eigentlich nur noch zum Bestätigen der Diagnose. Jetzt ist sie krebsfrei. Über ein halbes Jahr der Behandlung ist jetzt vorbei. Endlich!
Das Shooting war, glaube ich, für uns beide eine Art Abschluß. Bisher war ich ja nur der stille Beobachter mit Kamera und Rieke hat die Kamera großteils einfach ignoriert. Jetzt trafen wir uns bewußt zum Fotoshooting. Es ging nicht um Krankheit und Krebs, sondern um die Stärke, mit der man daraus hervor geht, um die Schönheit einer kahlen Frau, die Narben (der Port bleibt noch etwas länger), um das Gewinnen des Kampfes. Um das Selbstbewußtsein, sich mit nacktem Kopf vor eine Kamera zu stellen und sich dabei gut zu fühlen.
Die Fotos, die ich in dem halben Jahr über den Krebs geschossen habe, sind wohl die intimsten und persönlichsten Fotos, die ich je gemacht habe. Das sie es zugelassen hat, dass ich beim Kopf rasieren und bei Weinkrämpfen dabei war, dass ich sie fotografieren durfte, als sie sich aufgequollen und unwohl fühlte, für dieses Vertrauen kann ich nur Danke sagen. Und ich hoffe, dass das hier für immer der letzte Teil der „Fick dich Krebs“-Reihe ist.
Ich glaube uns alle, die wir beteiligt waren, Familie und Freunde, ob dicht dran oder nur am Rand, hat die Krankheit etwas verändert. Ob man im Krankenhaus beim übergeben die Hand gehalten hat oder bei einer Flasche Wein (oder zwei) zusammen auf den Krebs geschimpft hat, ob man für Rieke einkaufen war oder sie angerufen hat, obwohl sie die letzten drei Versuche nicht ran gegangen ist, wir alle waren Teil dieser Zeit. Und gehen hoffentlich alle gestärkt daraus hervor. Es war toll zu sehen, was für großartige Freunde sie hat und wie die Familie zusammen gerückt ist. Und das schönste ist, dass ich hier eine Krebsgeschichte erzählen konnte, die ein gutes Ende genommen hat. Denn die werden viel zu selten erzählt!